Heidenheimer Chronik 1942

      

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Januar 1942

4. 1.
Der bekannte Maler des Schlosses, Heinrich Lotter, ist auf der Insel Reichenau gestorben.
Württ. Kunstkraftsportmeisterschaften im Konzerthaus.

7. 1.
37 413 gespendete Woll- und Wintersachen aus dem Stadtgebiet werden der Wehrmacht übergeben. Auch eine Ski-Sammlung fand statt, ebenso im Herbst eine Büchersammlung. Auch 267 Zentner Buchele wurden im Kreis gesammelt.
Scharlachepidemie seit Frühjahr 1941 bis Spätsommer 1942. Seit Mitte des Jahres Diphtherieepidemie.

10. 1.
Die älteste Einwohnerin Fräulein Marie Schöllhorn feiert den 100. Geburtstag. Sie wurde in Heidenheim geboren, als dieses noch 3000 Einwohner hatte. Im August d. J. verstarb sie.

12. 1.
Künftig gibt es in den Gaststätten jeden Montag und Donnerstag ein Feldküchengericht für 50 g Fleischmarken und 10 g Fettmarken.

17. 1.
Schlichte Feier in der Fa. J. M. Voith anläßlich des 75jährigen Jubiläums. 569 Papiermaschinen und 13 730 Turbinen verließen das Werk. Französische Kriegsgefangene in Industrie, Landwirtschaft und Stadt (Müllabfuhr usw.) beschäftigt, ungarische Zivilarbeiter als Holzhauer, russische Kriegsgefangene bei der Bahn und zur Anlegung der Feuerlöschteiche im Westen mit 850 cbm (Wedelbett beim "Ritter") und Osten mit 1 100 cbm (Römerstraße). An ausländischen Arbeitern sind neben Kriegsgefangenen hier tätig: Russen, Italiener, Spanier, Ungarn, Griechen, Bulgaren, Jugoslawen, Tschechen, Dänen, Holländer, Belgier, Serben, Kroaten, Polen, Franzosen.

20. 1.
General Rommel erhält das Eichenlaub mit Schwertern zum Ritterkreuz verliehen. Am 29. 1. wird Rommel zum Generaloberst befördert, am 23. 6. zum Generalfeldmarschall.

21. 1.
Es sind 32 politische Häftlinge zur Schneeräumung eingesetzt (bis etwa 10. 2.). Täglich werden 700 cbm Schnee mit Pferdefuhrwerken abgefahren. Der Schneepflug wird wegen Treibstoffmangel fast nicht eingesetzt.

24. 1.
Erleichterung in der Verdunkelung: eine Stunde nach Sonnenuntergang bis eine halbe Stunde vor Sonnenaufgang. 11mal "Luftgefahr" ohne nachfolgenden "Fliegeralarm", 4mal "Fliegeralarm" ohne vorhergehende "Luftgefahr", 22mal "Luftgefahr mit Fliegeralarm". Luftschutz: Wedelbett in 14 Kammern unterteilt.
Auf der Schillerschule und dem Musikpavillon in den Bismarckanlagen wurde die Kupferbekleidung durch Zink ersetzt. Stadtwerke bauen 3 786 kg Kupferleitungen aus (Ersatz durch Aluminium und Eisen) Soll 21 000 kg.

24. 1. - 9. 3.
Schulen wegen Brennstoffknappheit geschlossen (bis Ostern noch Notbetrieb). Stadtbad vom 10. 11. 1941 bis 4. 6. 1942 geschlossen.

Februar 1942

1. 2.
Kreisleiter Maier nach Ulm versetzt.

5. 2. - 7. 3. und ab 29. 12.
Einschränkung des Gasverbrauchs (nur zu den Kochzeiten Entnahme, Gasbadeöfen, Gasbacköfen, zusätzliche Gasheizung verboten).

März 1942

22. 3.
Zum ersten Mal findet für 265 14jährige die "Verpflichtung der Jugend" im Konzerthaus statt. In die ehemalige Schranne im Erdgeschoß des Rathauses wurden Kanzleien eingebaut.

April 1942

1. 4.
Die Steuersätze betragen für die Grundsteuer A und B 100%, Gewerbesteuer 270%, Bürgersteuer 500%. Die Feuerwehrabgabe fällt ab 1. 4. weg, die Schlachtsteuer ab 1. 5., die Bürgersteuer geht ab 31. 12. in der Einkommensteuer auf.

29. 4.
Feldwebel Ernst Stäudle erhielt das Ritterkreuz verliehen.

Mai 1942

11. 5.
Der erste Stadtarchivar Oberlehrer Gotthold Wurster ist gestorben (u. a. Forschungsarbeit über General Wunsch). Nachfolger wird Hauptlehrer Alfred Schabel.

16. 5.
Der Heidenheimer Heldentenor Alf Rauch singt im ausverkauften Konzerthaus.

17. 5.
Die Stadt übernimmt 17 Ehrenpatenschaften für viertgeborene Kinder.

22. 5.
Die Schulkassen der Volksschulen und die Rektoratskassen der Oberschulen sind aufgehoben.

29. 5.
Gartensiedlungs-GmbH (Stadt alleinige Gesellschafterin) wird von der GBH übernommen.

31. 5.
Kreispfleger Johannes Henßler tritt in den Ruhestand. Nachfolger wird am 1. 8. Bürgermeister Friedrich Hauff, Nattheim.

Juni 1942

Juni
Kartoffelkäfersuchdienst vor allem durch die Schulen (an 13 Tagen mit je 16 Kolonnen und 150-200 Teilnehmern). Erste Funde am 18. 6. in der Erchenstraße und am 6. 8. in Aufhausen.

1. 6.
Oberstudiendirektor Dr. Honold verläßt die Oberschule für Jungen und übernimmt die Oberschule Kirchheim/Teck.

25. 6.
Oberfeldwebel Reinhard Aigen erhielt das Deutsche Kreuz in Gold verliehen.

28. 6.
Die Ortsgruppe des Schwäb. Albvereins feierte 50jähriges Jubiläum.

Juli 1942

Juli
Die Musikwerke Richard Süßmuths werden in Konzerten in Luxemburg, Hagen, Frankfurt u. a. und im Rundfunk sehr viel gebracht.

August 1942

Aug.
Städt. Lautsprecherwagen um 14 620 RM an Reichspropagandaamt verkauft.

2. 8.
Nach 4maligem Reichssieg wurde die Marine-HJ im Reichsseesportwettkampf dieses Jahr Zweiter hinter Pforzheim/Baden (10 115 gegen 10 087 Punkte). Der Sportbezirk Braunenberg wird aufgeteilt. Den neuen Sportkreis Heidenheim führt H. Streppel.

18. 8.
Ofen 4 in Betrieb gesetzt, 19. 8. Ofen 5 in Betrieb gesetzt.

September 1942

Sep.
Kunstmaler Gustl Illenberger stellt im Haus der Deutschen Kunst in München aus.

Der große Ahornbaum im Schloßhof ist 200 Jahre alt.
Die Stadt stellt 200 Kleingärten (Gemüseländer) auf Kriegsdauer zur Verfügung (zwischen Tal- und Wilhelmstraße, Gambrinusstraße, Römerstraße u. a.), ebenso Futterplätze für Kaninchenhalter (Zanger Berg). Auch in Mergelstetten staubfreie Müllabfuhr mit Einheitsmülleimern (Schnaitheim früher).
Märkte: Schwache Krämermärkte, reißender Absatz. Kein Obst (Obstbäume in dem strengen Winter 1941-1942 weitgehend erfroren). Keine Beeren. Rekordanlieferung von Gemüse (keine Gemüsebewirtschaftung wie in anderen Städten), ebenso von Kartoffeln und Pilzen (Kartoffelkarte neu eingeführt).
Der Damschaufler im Hirschpark mußte im Kampf dem Vierzehnender-Edelhirsch weichen. Ein neuer Damhirsch aus Tirol brachte neues Blut.
Im Amtshaus Aufhausen wurde eine Gemeindewaschküche eingebaut.

12. 9.
Rektor i. R. Gottfried Kizler, der 39 Jahre lang hier Lehrer war, feiert den 80. Geburtstag. Besondere Verdienste im Sängerclub und Schwäbischen Albverein.
Dr. jur. Hermann Voith, Gesellschafter der Firma J. M. Voith und Ehrensenator der Technischen Hochschule Stuttgart im Alter von 64 Jahren gestorben. Er hatte viele Jahre die kaufmännische und juristische Leitung der Firma innegehabt und sich um den Ausbau und die Weiterentwicklung des Voithwerkes hohe Verdienste erworben.

Oktober 1942

Okt.
Schuhmachermeister Joh. Georg Hof in Schnaitheim feiert 50jähriges Geschäftsjubiläum. Bahnhofhotel um 112 500 RM (einschl. Zubehör) von der Stadt erworben.

November 1942

Nov.
Beim Bau eines Kellers stieß man in der Turnstraße 1 auf einen römischen Keller. Auch in der Fa. Ploucquet traten römische Funde zutage.

2. 11.
Die Uhr wird 1 Stunde zur Normalzeit zurückgestellt, ab 29. 3. 1943 soll wieder "Sommerzeit" sein.

27. 11.
Dr. Dr. Rudolf Zoeppritz im Alter von 63 Jahren verstorben.

Dezember 1942

Winter 1942 / 43:
Zirkus Hoppe überwintert in der Reithalle Bühlstraße.

11. 12.
Kupferschmiedmeister Julius Wagner, 25 Jahre lang hiesiger Feuerwehrkommandant, ist 75 Jahre alt.

18. 12.
Kommerzienrat Dr. Carl Schwenk ist wenige Monate nach seinem 90. Geburtstag verstorben.
"Heidenheim ist judenfrei". Diese kurze Feststellung in einem Zeitungsartikel ist alles, was über das furchtbare Schicksal der früheren jüdischen Bürger veröffentlicht wurde.
Den Familien Feldmann, Storch und Vollweiler war 1938 und 1939 noch die Auswanderung gelungen.
Die Familien Jontofsohn und Metzger sowie Frau Klau wurden 1941 und 1942 deportiert und waren bis zum Jahresende 1942 in Konzentrationslagern umgekommen.
Als einzige Überlebende kehrte Frau Stangelmayer 1945 aus dem KZ zurück.

31. 12.
Gebäudeentschuldungssteuer hört auf (Abgeltung durch 10fachen Jahresbetrag).

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